HighEnd 2017 - eine Nachlese

München, 18.Mai 2017

Der erste Eindruck von der Highend 2017: noch mehr Aussteller, noch mehr Marken aus aller Welt, von denen man noch nie etwas gehört hat. Die Messe ist inzwischen der weltgrößte Marktplatz der Audio-Branche, der Schwerpunkt liegt mehr und mehr im "B2b" und immer weniger beim Endkunden. Für den engagierten und informierten HiFi-Fan ist die Highend eine riesige "Spielwiese", für den HiFi-Newcomer, der sich Hilfe beim Kauf einer Anlage erhofft u.U. eine Abschreckung. Das soll keine Kritik sein, sondern eine subjektive Bestandsaufnahme. Der Erfolg der Messe mit einem immer größeren Angebot ist auch gleichzeitig ihr Handicap. Wir haben uns also auf ganz wenig konzentriert und auch dieser kleine Bericht ist nur ein winziges Schlaglicht.

Unser wichtigster Besuch galt McIntosh. Nachdem wir uns vor ein paar Monaten von Accuphase getrennt hatten, stand eine Neuorientierung an. McIntosh hatten wir vor 30 Jahren schon mit Erfolg im Programm gehabt und in den letzten Jahren wurden wir immer wieder danach gefragt. Wir konnten in den letzten Wochen einige Geräte im Studio testen und haben uns auf der Highend dann den kompletten Überblick verschafft. Unter dem Motto "Make the world more bluetiful" stand die Präsentation der McIntosh-Geräte mit ihren charakteristischen blauen Zeigerinstumenten. Passend dazu war eine komplette Wand mit leuchtendem Display bekannter Plattencover mit blau als bestimmender Farbe dekoriert. Ein cooler Aufhänger, denn Traditionsmarken wie McIntosh transportieren Emotionen nicht nur durch den Klang sondern auch durch Design, Auftritt etc.  Als Neuheiten wurden der große Vollverstärker MA 8900, der neue kleine CD-Spieler MCD 350 und ein neuer Plattenspieler präsentiert. Den Vollverstärker (ca. 9-10 Ts €) bekommen wir, wenn er (ca. ab August) lieferbar ist. Tolles Designmerkmal: das "Mc" von McIntosh in den Kühlrippen.
Am 27.5. treffen bei uns im Studio schon der kleine Vollverstärker, die Vorstufe mit Röhrenbestückung, ein CD/SACD-Player und die große Stereoendstufe ein sowie ein kultiger All-in-One-Player ein.
Sehr gut hat uns bei McIntosh nicht nur der Klang (groß und warm) sondern auch die Ausstattung gefallen. So haben z.B. die Vollverstärker und Vorverstärker digitale Eingänge und Phonoeingänge in der Grundausstattung. Die Viefalt des Gerätesortimentes ist beeindruckend und obschon McIntosh zu den Nobelmarken zählt, sind die Preise sehr fair. Super auch: Seit 5o Jahren handgefertigt in den USA und nicht "Made in China", wie bei leider immer mehr anderen Herstellern. Mehr zu den Geräten steht in unserem Produktbereich, sobald sie da sind. 

Gute Töne 
Sehr guten Klang haben wir bei NAIM erfahren. Dort wurden die neuen Unity All-In-One-Verstärker/Netzwerkplayer vorgestellt. Das Toppmodell Unity NOVA (ca. 5000.-) wurde an relativ günstigen Lautsprechern für  2200.-/Paar vorgeführt, der Klang war auf den Punkt und es hat einfach Spaß gemacht, zu hören. Phantastischen Klang haben wir erfahren beim Kopfhörerhersteller STAX. Das Topmodell der elektrostatischen Kopfhörer SR 09 wurde an einem ganz neuen Kopfhörerverstärker, dem SRMT 800 vorgeführt und es war unglaublich gut. Der Kopfhörerverstärker hat einen Schacht für ein Einschubmodul und damit wird dem Wunsch vieler Kunden nach einem digitalen Eingang bei Stax-Verstärkern Rechnung getragen.

Schallplattenspieler stehen hoch im Kurs
Bei ProJect gab's eine ganze Reihe von Modellen im Preisbereich ab 600.-, in speziellen Designvarianten, u.a. mehrere Modelle mit Beatles-Motiven: z.B. in weiß, mit dem Aufdruck von Konzertkarten oder ein blaues Modell mit der Bassdrum vom Cover der Sgt.Pepper-LP als Hintergrundbild des Acrylglas-Plattentellers. Das weiße Modell haben wir schon bekommen und weitere folgen, sowie sie lieferbar sind. Da das Thema unserer nächsten Linn Lounge (bei Jourdan in Wiesbaden am 21.6.) The Beatles sind, passt das gut. Klar, die "Bebilderung" eines Plattenspielers ist kein Klangtuning, aber sie tut dem guten Ton auch keinen Abbruch und HiFi soll ja auch Spaß machen.
Bei Plattenspieler-Tonarmen führen seit jeher Maßnahmen zur Reduzierung des Spurfehlwinkels zu interessanten Konstruktionen. Die Parallalogramm-Führung wie bei Thales (siehe Bild) gab es in ähnlicher Form schon vor Jahrzehnten bei Garrard, nur nicht annähernd so perfekt ausgeführt. Hier wird die Kröpfung des Tonkopfes über Gelenke in Abhängigkeit der Radialbewegung variiert. Potenzieller Nachteil: verringerte Steifigkeit. Die Minimierung des Spurfehlwinkels über die schiere Armlänge ist eine seit langem bewährte Maßnahme. Einen so langen Arm wie bei Well Tempered hat man aber sehr selten gesehen. Sieht einfach aus, ist es aber für die Konstrukteure nicht. Denn mit steigender Armlänge steigt auch die Massenträgheit. Es gibt eben in der Technik selten Lösungen, die nur Vorteile haben. Da sind die Entwickler echt gefordert, sonst treibt man u.U. den Teufel mit dem Beelzebub aus. Aber das macht die HiFi-Technik ja von jeher so spannend. Ich bin zwar überzeugter Anhänger des eher unspektakulären Linn Sondek LP 12 Plattenspielers, habe aber immer wieder Freude an ausgefallenen Lösungen. Es führen eben viele Wege nach Rom bzw. zum guten Klang.

Margret ist eine überzeugte Anhängerin grosser Boxen. Gegen die Burmester sah sie selbst dann aber klein aus...

Das wars von der HighEnd 2017. Einen besonderen Trend oder eine bahnbrechende Innovation gab's nicht. Manche renommierte Hersteller waren garnicht da wie z.B. Linn, B&W oder Accuphase. Für uns war's interessant, zwar nicht unbedingt ein Muss aber es hat Spaß gemacht und wir gehen nächstes Jahr wieder hin und berichten auch dann wieder ganz subjektiv und unvollständig...  Bis bald vielleicht bei uns im Klangstudio, schauen und hören Sie einfach mal rein und trinken Sie mit uns ein Tässchen Espresso. 
Ihre Margret und Rainer Pohl